Texte

Zu meinen Werken:

Meine Inspirationsquelle ist die Natur in ihrer vielfältigen Gestalt, Pflanzen, Tiere, Menschen und Landschaften. Die organischen Formen, die uns überall begegnen, setze ich in meine Formensprache um.  Druck und Malerei - in mehreren Schichten- sind bei den Bildern meine Techniken.
Für die Lichtobjektkästen bearbeite ich natürliche Fundstücke und bilde mit ihnen vor einem  auf die dreidimensionale Gestaltung bezogenen Bild im Hintergrund, einen kleinen, imaginären Raum.

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Katalogvorworte  von Dr. Angela Wilm-Adrians (Kunsthistorikerin) zur Ausstellung im Alten Rathaus in Ratheim, auf Einladung vom KUNSTVEREIN E.V.CANTHE , Hückelhoven, im März 2014.   Titel der Ausstellung:   " Gewachsen  - Geworden"

Zu den Bildern :

Als Kind konnte Marianna Kalkhof in ihren Träumen fliegen, und es ist, als habe sie diese Gabe in ihre Kunst hinüber gerettet. Ihr aktuelles bildnerisches Schaffen strahlt Leichtigkeit und Transparenz mit der Anmutung scheinbar schwereloser Bewegung aus. Der Vogel wurde für sie zum Symbol für geistige und physische Freiheit und klingt oft als Motiv in unterschiedlichen Ausprägungen zwischen gegenständlicher und reduzierter Darstellung an, ist zuweilen zurückgenommen auf eine Silhouette oder die Andeutung eines Flügels.
„Erdgebunden – himmelnah“ ist der hier abgebildete Zyklus benannt, der natürliche Formen und Farben reflektiert, den Dingen aber jegliche Schwere nimmt. Die Künstlerin verwendet oft Japan- und Chinapapiere, die sie manchmal von beiden Seiten bearbeitet und mehrschichtig mit Positiv- und Negativformen bedruckt. Sie malt und zeichnet in die Drucke hinein und legt verschiedene Wahrnehmungsebenen an. Mit den Jahren öffnete sie sich der abstrakten Malerei, ohne sich an diese zu verlieren. Organische Formen erinnern an Blätter, Wurzelwerk und Pflanzen, die in der künstlerischen Aufarbeitung über ihre ursprüngliche Bedeutung hinaus weisen. Feinste Verästelungen könnten das Innenleben eines Blattes sein, lassen an  Wurzelwerk und filigrane Verzweigungen denken, aber auch an den immer währenden Fluss des Lebens. Mit Motivwiederholungen und -variablen im verdichteten und durchscheinenden Charakter thematisiert die Künstlerin Licht und Schatten, Nähe und Ferne. Damit erreicht sie in den atmosphärisch anmutenden Arbeiten Tiefenwirkung und hinterfragt zugleich das Wechselspiel von Präsenz und Vision.
Marianna Kalkhof hat sich von den lebhaften Farben ihrer frühen Werke verabschiedet und zu delikaten Abstufungen gefunden. In ihren Bildern dominieren Grauschattierungen, ein dezentes Ocker vielleicht, teilweise ergänzt um sparsam ausgeprägte Blau-, Grün- und Rosatöne. Diese Zurückhaltung vollendet die behutsame Ausgestaltung des Zyklus, dem alles Laute und Aufdringliche fremd ist und der darin eine anregende Gelassenheit besitzt.
In subtil entfalteter Vielschichtigkeit stoßen Marianna Kalkhofs Bilder Gedanken und Erinnerungen an und entfalten einen lyrisch erzählenden Charakter.

Zu den Objektkästen:

Natürliche Formen und Farben, ein Dialog zwischen Licht und Schatten sowie die Anmutung behutsamer Bewegung prägen Marianna Kalkhofs aktuelles Schaffen. In ihren Bildern schwingt ein lyrisch erzählender Charakter, der ebenfalls in den von ihr gestalteten Objektkästen anklingt.  Anders als in den Bildern ist die Natur nicht mehr nur Inspirationsquelle, sondern durch den Einsatz von Fundstücken über das Material unmittelbar präsent.
Mit wachsamen Augen für Gestaltungsmöglichkeiten sammelt die Künstlerin bevorzugt am Mittelmeer Treibholz und Wurzelstücke, die vom Meer geschliffen und zugleich konserviert sind. Sie greift bildhauerisch gestaltend ein, ergänzt das Vorgefundene und assoziiert reduzierte Figuren und Baumformationen. Federn verwandeln manche Fundstücke in Flügelwesen, die das Vogelmotiv ihrer Bilder als Symbol von Freiheit anklingen lassen. Natürliche Rundungen und Ausläufer werden zu Trägern einer tänzerisch anmutenden Bewegung. Von der Natur vorgegebene filigrane Verästelungen scheinen die feinen Liniengeflechte von Kalkhofs Bildern zu zitieren.
In Kästen gestellt, laden die künstlerisch aufbereiteten Fundstücke zu Einblick und Durchblick ein und somit zum Erleben eines Werkes von zwei Zeiten. Sie sind greifbar und durch die Scheiben doch entrückt. Der Hintergrund ist Kulisse für ihr Echo, für ihren Schatten, gestaltet in einer einfühlsamen Antwort auf lichtdurchlässiger Fläche. Formen und Schwingungen eines Objekts sind in feinen Nuancen wiederholt, spiegelverkehrt variiert oder in unterschiedlichen Helligkeitsgraden zitiert und zum durchscheinenden Geflecht verwoben.
In frühen Arbeiten der Serie, die 2009 ihren Anfang nahm, bezog Kalkhof ausschließlich eigene Drucke ein. Inzwischen zeichnet und malt sie mit verdünnter Linoldruckfarbe in Aquarelltechnik in die Drucke hinein, assoziiert Landschaften. Aufgeklebtes Japanpapier verdichtet mitunter subtile Schattenwirkungen und den behutsam ausgeloteten Umgang mit Tiefenwirkung.
Titel wie  "Angeschwemmtes, Unbekanntes, Hergesandtes, Nichtbenanntes"  entsprechen der geheimnisumwitterten Herkunft der verwerteten Dinge und sind zugleich in sich so vielfältig offen, wie der subtil entfaltete Dialog zwischen Kunst und Natur, zwischen Materialität und Transparenz.
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